„Ein Drittel Bangladeschs wird am Ende dieses Jahrhunderts unter Wasser stehen. Die Malediven und etliche Inselstaaten werden verschwinden: unser Atlantis des 21. Jahrhunderts.“
Joseph Stiglitz, Wirtschaftsnobelpreisträger
Klimawandel verstärkt Klimaflucht
Weltweit fliehen immer mehr Menschen vor Naturkatastrophen und gewaltsamen Konflikten. In einer Studie vom Mai 2016 stellten Klima- und Migrationsforscher:innen ihre Erkenntnisse vor, inwiefern der Klimawandel eine Mitschuld an den „erzwungenen Wanderungen“ und „geplanten Umsiedlungen“ trägt. Das Wichtigste fassen wir hier zusammen:
Viele Beweggründe und Faktoren führen dazu, dass Menschen ihre Heimat dauerhaft verlassen. Welche bedeutung klimatische Veränderungen in diesem Rahmen für die weltweite Migration haben, lässt sich nicht genau beziffern. Es ist auch fraglich, ob das jemals möglich sein wird. Dennoch lassen sich Größenordnungen und Trends bestimmen, in denen Klimaveränderungen zu Fluchtgründen werden können.
Von den 20 Millionen Menschen, die weltweit jedes Jahr innerhalb ihres Landes migrieren, verlassen die meisten aufgrund von Naturkatastrophen ihre Heimat. Hiermit sind keine Naturkatastrophen wie Vulkanausbrüche oder Erdbeben gemeint, sondern vor allem solche Katastrophen, die Folgen der menschengemachten Klimaveränderung sind: z.B. zunehmende Hitzewellen, Dürren oder Extremniederschläge. Aufgrund der großen regionalen Unterschiede ist es allerdings sehr schwierig, bestimmten Klimawandelfolgen spezifische Fluchtgründe zuzuordnen. Im Nahen Osten oder im Mittelmeerraum können z.B. durchaus Starkniederschläge und verstärkte Dürreperioden zugleich auftreten.
Fakt ist jedoch, dass Umwelt- und Klimamigration heute schon Realität und nicht erst ein künftiges Szenario ist: Gegenwärtig verlassen zweimal so viele Menschen ihre Region infolge von Naturkatastrophen als wegen gewaltsamer Konflikte.
Selbst bei einem Klimawandel innerhalb der Zwei-Grad-Grenze werden sich die Probleme verschärfen, warnen die Wissenschaftler:innen. So werden sich durch den Klimawandel die Nahrungsmittelpreise bis 2050 um 10-30 Prozent erhöhen – was bei extremer Armut sehr bedenkliche Folgen haben kann.
Nach Angaben der Weltbank könnten bei schlechter globaler Wirtschaftsentwicklung bis 2030 etwa 100 Millionen Menschen neu in extreme Armut geraten – 45 Millionen von ihnen könnten durch Klimawandelfolgen in diese Lage kommen, besonders in Afrika südlich der Sahara und in Südasien.
(Quelle und vollständiger Artikel: klimaretter.info)
Auf der Flucht vor dem Klima
Auch wenn westliche und vorwiegend US-amerikanische Klimawandel-Leugner:innen versuchen, die Fakten zu relativieren, ist es unbezweifelbar, dass Gletscher und Eismassen schneller schmelzen als der Weltklimarat 2007 vorausgesagt hatte. Die kommende, durch den Klimawandel ausgelöste Migration könnte sich als historisch bislang einzigartiges Phänomen herausstellen – sowohl in ihrer Quantität und ihrer Form als auch hinsichtlich der Notwendigkeit, in relativ kurzer Zeit Lösungswege zu finden, die an den Bedürfnissen der Betroffenen orientiert sind.
In ihrer Broschüre Auf der Flucht vor dem Klima analysieren German Watch, Brot für die Welt, Pro Asyl, Oxfam u.a. NGOs die Szenarien, Hintergründe und politischen Handlungsmöglichkeiten bezüglich klimabedingten Fluchtbewegungen.
Klimaflüchtlinge, die nicht flüchten
Immer mehr Menschen ziehen fort, weil Umwelt- und Klimaveränderungen ihre Lebensgrundlagen untergraben. Zurück bleiben die Ärmsten, Verletzlichsten und Schutzbedürftigsten: Sie können häufig gar nicht von dort abwandern, wo sie Wetterextremen fast schutzlos ausgesetzt sind.
Mehr zum Thema Umwelt und Migration im Themenheft „Umwelt und Migration“ des Magazins movum – Briefe zur Transformation.
Interview: Klimawandel und Migration
Klimaflucht: Die globale Herausforderung
Wie können diese Wanderungsbewegungen bewältigt bzw. wie kann mit ihnen umgegangen werden? Klimaflucht ist eine weltpolitische Herausforderung, auf die die internationale Gemeinschaft sofort Antworten finden muss.
Mehr dazu auf klimaflucht.de
Klimakriege
Manche Autoren bezeichnen den Syrienkrieg sogar als ersten Klimakrieg der Neuzeit. Andere halten das jedoch für übertrieben und geradezu „alarmistisch“. Fakt ist jedoch, dass der Klimawandel in vielen Ländern zu dramatischen Veränderungen in Bezug auf die Existenzgrundlagen der betreffenden Bevölkerungen führen wird oder bereits geführt hat und dass der sich verschärfende Kampf um knapper werdende Ressourcen ein hohes Gewalt- und kriegerisches Konfliktpotential in sich birgt.
Über die Rolle des Klimawandels bei Migration und Konflikten hat die Environmental Justice Foundation 2017 die informative Publikation Beyond Borders herausgegeben und einen gleichnamigen Film mit einem empfehlenswerten Trailer produziert.