Uganda und Klimawandel

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Dschungel in Uganda. Quelle: Pixabay

Die Republik Uganda ist ein Binnenstaat in Ostafrika und grenzt im Norden an den Südsudan, im Osten an Kenia, im Süden an Tansania, im Südwesten an Ruanda und im Westen an die Demokratische Republik Kongo. Mit 241.038 km² ist das Land etwa so groß wie die alten Bundesländer der Bundesrepublik Deutschland. Der Victoriasee im Südosten ist Teil der Staaten Tansania, Uganda und Kenia – die Landesgrenzen verlaufen quer durch den See. Er ist der größte See Afrikas (etwa so groß wie Bayern) und der drittgrößte See weltweit.

Bevölkerung

Die ca. 42 Mio. Einwohner:innen Ugandas bilden über 40 Völker mit unterschiedlichen Sprachen, Kulturen und Religionen. Circa 85 % der Bevölkerung sind Christ:innen (katholisch und anglikanisch), knapp 14 % sunnitische Muslim:innen und etwa 1 % Anhänger:innen von traditionellen afrikanischen Religionen. Über 80% der Bevölkerung lebt auf dem Land. Für sie stellt die – regenabhängige – Landwirtschaft die Lebensgrundlage dar.

Die Kolonialherren brachten die Amtssprache Englisch mit; Swahili kam 2005 als zweite Amtssprache hinzu, wird aber nur begrenzt genutzt. Insgesamt werden in Uganda 43 verschiedene lokale Sprachen gesprochen: die wichtigsten sind Luganda, Luo, Iteso und Rwanyankole.

Landwirtschaft ist die wichtigste wirtschaftliche Einkommensquelle der Bevölkerung. Ihre Grundlagen sind jedoch durch fortschreitende Abholzung, Wassermangel, Land Grabbing und den Klimawandel zunehmend bedroht.

Umwelt

Uganda ist landschaftlich sehr vielfältig: Es umfasst 5.000m hohe Gebirgsketten, tropische Wälder, Seenlandschaften und Savannen und ist deshalb für Touristen sehr reizvoll. Das Land beherbergt zehn Nationalparks und mehrere Naturreservate, darunter den zum UNESCO-Weltnaturerbe zählenden Rwenzori-Mountains-Nationalpark sowie den Bwindi Impenetrable National Park, wo über die Hälfte der Weltpopulation der Berggorillas lebt. Außerdem ist Uganda das wasserreichste Land Ostafrikas: ca. ein Fünftel der Landesfläche besteht aus Wasser. Trotzdem herrscht im Land ein Mangel an sauberem Trinkwasser, welcher durch Misswirtschaft, übermäßige Ressourcennutzung und Klimawandel verursacht wird.

Ein Beispiel ist der Viktoriasee: Er ist flächenmäßig der zweitgrößte Süßwassersee der Welt und Heimat von über 650 verschiedenen Süßwasserarten (Fische, Libellen, Krebse, Wasserpflanzen u.a.): 204 davon sind endemisch. Diese Tiere und Pflanzen sind wichtige Nahrungs-, Medizin- und Baumaterialquellen für Millionen von Menschen, die am See leben und ansonsten keinen Zugang zu Marktgütern haben. Das gesamte Victoria-Becken beherbergt zudem immense natürliche Ressourcen (Wald-, Wasser- und Feuchtgebiete sowie Weideflächen), die den  Lebensunterhalt der lokalen Bevölkerung sichern. Doch die Verschmutzung durch industrielle und landwirtschaftliche Nutzung, die Ausbeutung von Ressourcen, eine immer dichtere Besiedlung und die damit eingehende Landrodung reduzieren diese biologische Vielfalt: 20% der Arten sind bereits vom Aussterben bedroht. Die gezielte Einsetzung des Nilbarsches in den 1960ern zur Steigerung der Fischereierträge führte zur Ausrottung zahlreicher lokaler Fischarten – andere Arten sind bedroht. Das hat zur Folge, dass die einheimische Trockenfischindustrie so gut wie ruiniert ist.

Weitere Umweltprobleme entstehen durch Entwässerung von Feuchtgebieten, Abholzung, Überweidung und andere destruktive Nutzungen der ökologischen Ressourcen. Die jährliche Abholzungsrate beträgt derzeit ca. 2%. Geht die Abholzung so weiter, gibt es in 40 Jahren in Uganda keinen Wald mehr. Die massive Abholzung führt insbesondere in den Bergregionen zu schweren Erdrutschen und Schlammlawinen: Immer wieder werden ganze Bergdörfer verschüttet. Aufforstungsprogramme sollen dem nun entgegenwirken.

Den Großteil seines Energiebedarfs deckt Uganda aus Brennholz und Holzkohle, was zur kontinuierlichen Reduzierung der Baumbestände führt. Seinen Strom bezog das Land lange Zeit nur aus einem Wasserkraftwerk, doch der Wasserspiegel des Stausees sinkt, der Strom ist knapp und wird rationiert. Einen Ausweg bietet der Umstieg auf erneuerbaren Energien, vor allem Solarenergie.

Reichtum und Armut

Lange galt Uganda als arm an Bodenschätzen und wertvollen Mineralien. Dies änderte sich jedoch durch die Entdeckung gewaltiger Erdöl- und Erdgasreserven in den vergangenen Jahren. Hinzu kommen beträchtliche Kupfer- und Kobalt-Lagerstätten. Auch die Bedingungen für die Landwirtschaft sind gut: Sie ist das Hauptstandbein der ugandischen Wirtschaft – sowohl als Subsistenzlandwirtschaft der Bevölkerung als auch als Hauptexportsektor. Schon seit Jahrhunderten ist Kaffee das wichtigste Exportgut des Landes. Daneben werden Fischprodukte und in geringerem Umfang Blumen, Tabak, Tee, Baumwolle, Vanille, Honig, Trockenfrüchte sowie Obst und Gemüse und zunehmend auch Kakao für den Export produziert. Allerdings wird für die vermehrte Anlage von Plantagen (z.B. für Palmöl und Bio-Treibstoffe) immer mehr Land benötigt, das zuvor von der ländlichen Bevölkerung zur Existenzsicherung genutzt wurde. Häufig sind Vertreibungen die Folge.

Die Entdeckung von Gold in der Karamoja–Region im Nordosten Ugandas führte dort zu einem wahren Goldrausch, hat aber über die Jahre nichts an der Armut der dortigen Bevölkerung geändert.

Trotz seiner Naturreichtümer zählt Uganda weiterhin zu den ärmsten Ländern der Welt: Im Human Development Index (HDI) des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP) belegte das Land 2017 Platz 162 von 189 (Deutschland war auf Platz 5).

Hinzu kommt, dass Uganda infolge des anhaltenden Konflikts im Südsudan einen unaufhörlichen Zustrom von Flüchtlingen erlebt. Kein anderes afrikanisches Land weist einen höheren Anteil von Flüchtlingen an der Gesamtbevölkerung auf.

Klimawandel

Uganda ist von Klimaschwankungen und dem Klimawandel sehr stark betroffen, da die Land- und Exportwirtschaft des Landes und das Wohl seiner Bevölkerung stark vom Klima abhängig sind. Bis zum Jahr 2020 wird ein Anstieg der Durchschnittstemperaturen in Uganda um 0,7-1,5°C und eine drastische Veränderung der Niederschlagsmuster vorausgesagt.

Bereits vor über zehn Jahren prognostizierten entwicklungspolitische Fachleute dramatische Folgen des Klimawandels für das Land: vor allem langanhaltende Dürren mit Hungersnöten und kriegerischen Konflikten um Nahrungssicherung. Und schon damals erklärte der ugandische Politiker und Umweltökonom Lawrence Aribo:  „Wir fordern die Industrieländer auf, Verantwortung zu übernehmen… Immerhin haben die Industrienationen den Hauptteil der Treibhausgase erzeugt, die nun hier in Afrika zum Klimawandel beitragen.“

Heute sind die Folgen des Klimawandels immer deutlicher spürbar: hierzu gehören vor allem zunehmende Wetterextreme, Überschwemmungen, Dürreperioden und Wassermangel. Da die Landwirtschaft in Uganda in hohem Maße vom Regen abhängig ist, gehört sie zu den am stärksten betroffenen Sektoren. Derzeit sinken die landwirtschaftlichen Erträge und die Lebensmittelpreise steigen. Vor allem der Kaffeeanbau ist bedroht. Viele befürchten, dass die für den Kaffeeanbau geeigneten Flächen sich um die Hälfte reduzieren werden. Aufgrund der steigenden Temperaturen und zunehmender Trockenheit kommen außerdem mehr Pflanzenschädlinge und –krankheiten auf. So vernichtete die sog. „Blattwelke“ ganze Bananenplantagen und der „Kaffeebohrer“ greift verstärkt Kaffeesträucher an. Gleichzeitig vermischen und verstärken sich die oben beschriebenen lokal verursachten Umweltprobleme und Folgen des globalen Klimawandels gegenseitig.

Der Rückgang der landwirtschaftlichen Produktion hat direkte Folgen für die Ernährungssicherheit des Landes. Der Mangel an sauberem Wasser und die Verbreitung von Krankheiten verschärfen zudem die Gesundheitssituation der Bevölkerung. Land und Wasser stellen die zentralen Lebensressourcen der Bevölkerung in ländlichen Gebieten dar. Die Zerstörung und der Verlust von Lebensräumen gefährden die Biodiversität und verschärfen das Konfliktpotenzial unter den Bevölkerungsgruppen, z.B. mit nomadischen Viehzüchtern. All dieses führt wiederum zu bedeutsamen Rückschlägen im Kampf gegen die Armut. (Ein ausführlicher Bericht der Konrad-Adenauer-Stiftung über Uganda und die Folgen des Klimawandels kann hier heruntergeladen werden.)

Kampala

In Ugandas Hauptstadt Kampala mit ihren rund 2 Millionen Einwohner:innen ist von diesen Folgen des Klimawandels allerdings bislang noch wenig zu spüren. Durch ihre Nähe zum Viktoriasee, den nahe gelegenen internationalen Flughafen, den einige Kilometer entfernten Seehafen sowie die Bahnverbindungen in Richtung Nairobi und Mombasa ist die quirlige Universitätsstadt Hauptumschlagspunkt für Ugandas Exportwirtschaft sowie wichtigster Anlauf- und Knotenpunkt für den Ferntourismus. Die Stadt ist geprägt von großer Geschäftigkeit, aber auch einem schlechten Müllmanagement und einer vielerorts ungesunden Wohnsituation. In vielen Stadtvierteln ist die Armut allgegenwärtig; rund um Kampala wachsen ungeplante Siedlungen und Slums.

Allgemeine aktuelle Länderinformationen
Auswärtiges Amt
Wikipedia
Gesichter Afrikas
Länderinformationsportal

Uganda und die Folgen des Klimawandels
Konrad Adenauer Stiftung
Klimazeugin Martina Longom aus Caicaoa
Klimazeuge Lourien Lokwareng aus Nasapir
Klimazeugin Anna Uromcamu aus Nebbi
Blog der ugandischen Klima-Aktivistin Ingrid Aringaniza (englisch)