Peru und Klimawandel

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Die Ruinenstadt Machu Picchu aus der Inkakultur ist Perus bekannteste Sehenswürdigkeit und gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Foto: Pixabay

Trockene Wüste, schneebedeckte Berge und tropischer Regenwald: Peru ist ein vielfältiges Land. Doch vom Klimawandel sind alle Regionen des Landes gleichermaßen bedroht.

Peru ist das drittgrößte Land Südamerikas und mehr als dreimal so groß wie Deutschland. Mit einer Bevölkerungszahl von etwa 32 Millionen Einwohnern ist Peru aber weitaus weniger dicht besiedelt. Etwa ein Viertel der Einwohner Perus lebt in der Hauptstadt Lima und fast die Hälfte der Bevölkerung ist indigener Abstammung. In den Berechnungen des Human Development Index (HDI) der Vereinten Nationen lag Peru im Jahr 2016 auf Platz 87 und somit im weltweiten Mittelfeld. Allerdings herrscht in Peru, wie in den meisten Ländern Lateinamerikas, eine große Einkommensungleichheit und trotz großer Fortschritte lebt noch immer ein großer Teil der Bevölkerung in Armut.

Klimatische Voraussetzungen

Geografisch teilt sich das Land in drei Landschaftszonen mit verschiedenen klimatischen Bedingungen auf: An der trockenen Küste (costa) lebt über die Hälfte der Landesbevölkerung und hier befindet sich auch die Hauptstadt Lima. In den Anden (sierra) befinden sich schneebedeckte Bergmassive, die teilweise bis über 5000 Meter reichen. Hinter den Anden beginnt der peruanische Regenwald (selva). Dort herrscht feucht-tropisches Klima mit einer Luftfeuchtigkeit von bis zu 90 Prozent vor.

Die CO2-Emissionen pro Kopf in Peru betrugen im Jahr 2014 knapp zwei metrische Tonnen und erreichten damit weniger als ein Viertel des Vergleichswerts von Deutschland. Während Perus Treibhausgasemissionen weltweit nur etwa 0,4 Prozent ausmachen, belegt Deutschland jedes Jahr einen Platz unter den zehn Ländern mit dem höchsten CO2-Ausstoß.

Gletscherschmelze: Gefahr für Berge und Küste

Ein besonderes Problem in Peru ist das Abschmelzen der Andengletscher. Etwa 70 Prozent der weltweiten tropischen Gletscher befinden sich im Land. Seit 1970 sind bereits 30 bis 50 Prozent des Gletschervolumens abgetaut. Bei einer anhaltenden Erwärmung in der Region könnten die peruanischen Gletscher in 40 Jahren fast vollständig verschwunden sein. Da ein großer Teil der peruanischen Bevölkerung von der Trinkwasserversorgung durch die Gletscher abhängig ist, stellt diese Entwicklung eine große Gefahr dar.

Bereits heute sind viele Peruaner:innen von Wasserknappheit betroffen. Die Hauptstadt Lima gilt wegen ihrer Lage in einer Wüstenregion als eine der trockensten Hauptstädte der Welt. Zudem wird damit gerechnet, dass in den peruanischen Anden bis zum Ende des Jahrhunderts bis zu einem Drittel weniger Niederschläge fallen. In der Hoffnung auf bessere Lebensbedingungen ziehen viele Peruaner:innen vom Land in die Hauptstadt. Am Stadtrand sind dort eine Million Menschen auf Wasserlieferungen angewiesen, weil ihre Stadtteile nicht an die öffentliche Wasserversorgung angeschlossen sind.

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Aber nicht nur die Wasserversorgung wird vom Abtauen der Gletscher beeinflusst. Durch das Abschmelzen sind große Seen entstanden und ganze Städte in Peru sind von Flutwellen durch mögliche Überschwemmungen bedroht. So hat der Fall des Bergbauers Saúl Luciano Lliuya aus der Stadt Huaraz internationale Bekanntheit erlangt: Mit Unterstützung der Nichtregierungsorganisation Germanwatch hat der Peruaner Klage gegen den deutschen Energiekonzern RWE erhoben, damit dieser für anteilige Schutzmaßnahmen am nahe gelegenen Gletschersee aufkommt.

Starke Überschwemmungen, Schlammlawinen und Erdrutsche in der Küstenregion Perus im Jahr 2017 haben gezeigt, dass das Land nur unzureichend auf extreme Wetterereignisse vorbereitet ist. Dabei treffen die Überschwemmungen besonders die ärmsten Teile der Bevölkerung, die in schlecht gesicherten Hütten wohnen. 

Abholzung und Verschmutzung im Regenwald

Die tropischen Regenwälder der Welt gelten als natürlicher Kohlenstoffspeicher: Der Amazonasregenwald beherbergt gegenwärtig 120 Gigatonnen Kohlenstoff, was einer Menge von 15 Jahren anthropogener Emissionen entspricht. Außerdem sorgt die Verdunstung über dem Wald für einen natürlichen Kühlungseffekt und somit beeinflussen die Regenwälder das Klima und die Wärmezirkulation. Durch die Abholzung und Zerstörung der Regenwälder gerät das natürliche ökologische Gleichgewicht durcheinander.

In Peru nimmt der Regenwald über die Hälfte des Staatsgebietes ein. Durch illegale Landwirtschaft werden große Teile des Waldes zerstört: Dabei spielen der Anbau von für den Export bestimmtem Produkten, wie Kaffee und Kakao oder die Viehwirtschaft eine große Rolle. Außerdem ist mit dem steigenden Goldpreis die Goldsuche in der Amazonasregion zu einem Problem geworden. Peru ist der fünftgrößte Goldexporteur der Welt. Bei ihrer Arbeit verwenden die illegalen Goldsucher giftiges Quecksilber und verseuchen so die Böden und Flüsse im Regenwald.

In jüngster Zeit (seit 2012) wird in Peru auch vermehrt Regenwald für die Errichtung von Palmöl-Plantagen abgeholzt. In der EU wird fast die Hälfte des importierten Palmöls aus der weltweiten Produktion im klimaschädlichen Biosprit eingesetzt. Außerdem wird es als günstige Alternative für hochwertige Speiseöle von der Lebensmittelindustrie verwendet und findet sich in Haushalts- und Pflegeprodukten wieder. In Ländern wie Malaysia oder Indonesien ist bereits ein großer Teil des Regenwaldes aufgrund der Palmölproduktion verschwunden. Ein zunehmender Anbau in Südamerika bedroht nun auch dort den tropischen Wald und verstärkt somit den Klimawandel.

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