„Öffne ängstlich ein Paket und freue dich maßlos über den Inhalt!“
„Pflücke eine Blume mit Wut und gehe traurig weiter!“
„Spiele schüchtern ein Computerspiel und verliebe dich…!“
Mit solchen und ähnlichen Aufgaben wurden die 18 Schüler*innen der Klasse 9g der Gretel-Bergmann-Schule (Hamburg-Neu Allermöhe) in der vergangenen Woche im Rahmen eines Theater-Workshops zur szenischen Umsetzung verschiedener Gefühle herausgefordert. Zuvor hatten sie sich mit Warm Ups und einfachen Übungen wie Raumlauf oder Bewegungsspiegel sowie unterschiedlichen Tempi (Freeze, Zeitlupe, Schnelldurchlauf) in Stimmung für das improvisierte Theaterspiel gebracht. Als Theaterklasse brachten die meisten von ihnen viel Motivation und Spielfreude mit. Dass einige bereits schon mal auf der einen oder anderen Bühne gestanden hatte, konnte man ihnen bei ihren Darstellungen durchaus anmerken. Allein die Aufmerksamkeitsspanne und Konzentrationsfähigkeit waren – nicht zuletzt durch die Masken- und Abstandsgebote – bei manchen dann doch nach einiger Zeit erschöpft.
Der Theater-Workshop war Teil ihrer Vorbereitung auf die Begegnung mit der indischen Theater-Gruppe „The Dreamcatchers“, mit denen sie hoffentlich noch einige Szenen digital zusammen improvisieren werden.
Fotostrecke: Theater-Workshop an der Gretel (11 Bilder)
Der Workshopleiter und Theaterpädagoge Wolfgang Schramm vom Verein creacting.net und sein Assistent Yannick Giesler, Student und zurzeit Volontär bei der KinderKulturKarawane, lenkten die Energien der Schüler*innen mal behutsam, mal energisch durch die verschiedenen Improvisationsaufgaben, lobten, korrigierten, machten Vorschläge…so kamen auch die Ruhigen und Zurückhaltenden beim Höhepunkt des Workshops, dem „Radio-Spiel“, aus sich heraus. Bei dieser Impro-Aufgabe sind die jungen Darsteller*innen die Sprecher*innen verschiedener Radiosender mit unterschiedlichen Themen: ob Sportreportage, Nachrichten, Werbung, Musiksendung oder Celebrity News – worüber sie sprechen wollten, war ihnen frei gestellt. Hauptsache: Sie sprachen und improvisierten spontan und ohne Pause darauf los, wenn ihr „Sender“ von einem der Zuhörer*innen angestellt wurde. Und wem gar nichts mehr einfiel, der oder die markierte eine Störung: grrrruups, arrgh, krächz, rausch….
Zusätzlich stand vor jedem der fünf „Sender“ ein*e „Gebärdendolmetscher*in“, der oder die das Gesprochene non-verbal und mit vollem Körperausdruck zeitgleich darstellen musste. Eine keineswegs einfache Aufgabe! Dennoch fingen die Schüler*innen nach und nach alle Feuer und wollten immer wieder auf die Bühne. Ganz lebhaft wurde es, wenn mehrere Sender (samt Gebärdendolmetscher*in) zur gleichen Zeit angestellt wurden und alle durcheinander redeten, schrien, fuchtelten oder sprangen ….dann mussten sie immer wieder ermahnt werden: „Masken auf, Abstand halten.“
In der Feed Back Runde gaben die meisten Jugendlichen dann an, dass sie sich auf der Bühne mit jedem Auftritt immer besser und sicherer gefühlt hätten. Überhaupt kam der Workshop in der Klasse durchweg gut an. Ihre Erfahrungen v.a. mit dem Radio-Spiel sollen jetzt weiter ausgebaut, mit inhaltlichen Aspekten zum Thema Klimagerechtigkeit verknüpft und in eine gemeinsame kreative Begegnung und Improvisation mit den Dreamcatchers eingebaut werden. Gut eignet sich diese Methode auch, um die per Video geschickte Anfangsszene der jungen indischen Partner*innen zu einer weiteren Geschichte auszubauen und daraus eine gemeinsame künstlerische Produktion zu erstellen. Wir sind schon sehr gespannt.
An dieser Stelle erstmal Respekt für den Mut und die Darstellungsfreude der Schüler*innen von der Gretel!